Am 18. Mai 2022 feiern wir den 250. Geburtstag von Carl Graf von Brühl. Er wurde am 18. Mai 1772 in Pförten (heute Brody/Pl) geboren. Seine Eltern Tina und Hans-Moritz von Brühl legten frühzeitig Wert auf eine sehr gute Erziehung des Jungen. So wurde er u.a. in Musik, Literatur, Sprachen, Mineralogie, Naturwissenschaften unterrichtet. So lernte er bereits 1785 Johann Wolfgang von Goethe, Gottfried Herder, später auch Wieland kennen. 1790 wurde er in der Seifersdorfer Kirche in Gegenwart von Hofkapellmeister Naumann konfirmiert. In seiner Kindheit und Jugend war er von vielen Malern umgeben. So wurde er gemeinsam mit seinen Eltern 1797 von Anton Graff gemalt. Dieses Bild hing vor wenigen Jahren im Original in der Anton Graff-Ausstellung im Zwinger.
Nach einer Forstausbildung in Thale Ende des 18. Jahrhundert berief ihn das preußische Königshaus ab 1800 als Kammerherr von Königin Luise nach Rheinsberg. Auch dort wirkte er am Hoftheater mit.
Am Sonntag, 15. Mai 2022 planen wir ein Festkonzert zum 250. Geburtstag in Schloss Seifersdorf.
2022 heißt aber auch: 200 Jahre äußerliche Fertigstellung des Schlosses u.a. nach Plänen des preußischen Architekten Karl Friedrich Schinkel, der 1817 in Seifersdorf war. Carl von Brühls Ideen für den Umbau des Schlosses flossen vermutlich auch ein. Für die Fertigstellung wurde an der Südseite des Schlosses eine Tafel "Eine veste Burg ist unser Gott 1822" angebracht.
Was haben Schloss Seifersdorf und das Konzerthaus Berlin am Gendarmenmarkt miteinander zu tun?
Nachdem Carl von Brühl, Johann Wolfgang von Goethe um das Dichten eines Prologs für die Eröffnung des Schauspielhauses am Gendarmenmarkt gebeten hatte, folgte Goethe diesem Wunsch.
Es gab dazu zahlreichen Briefwechsel. So schrieb Goethe an Carl von Brühl am 30. April 1821, am 02. Mai 1821, am 05. Mai 1821 und schickte ihm den Eröffnungsprolog in drei Teilen.
Am 12. Mai 1821 schrieb Johann Wolfgang von Goethe an Carl von Brühl:
"Ob ich gleich mit meinem Zustande, theuerster Herr und Freund verhältnismäßig Ursache habe zufrieden zu seyn, so könnte doch gerade Ihr schöner, so wohlgemeinter Brief unangenehme Gefühle in mir aufregen. Das Alter mag doch eigentlich eine lästige Sache seyn, da es uns hindert, solche wünschenswerthe Güter zu genießen. ... Alle mitwirkenden Bau- und Bildkünstler sollen auch von mir gesegnet seyn und so nehme ich Abschied mit den treusten Wünschen und wiederholten Bitte mich allseits zu empfehlen und meiner im Besten zu gedenken. ... Mögen solche Festtage zur allgemeinen Freude gereichen.
Treulichst
J. W. Goethe
Weimar, den 12. May 1821
aus: Johann Valentin Teichmann musikalischer Nachlass
Am 26. Mai 2021 hieß es trotz Pandemie in Berlin: 200 Jahre Konzerthaus (Schauspielhaus) in Berlin
Neben dem eigens von Goethe geschriebenen Prolog wurde das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt mit "Iphigenie auf Tauris" von Johann Wolfgang von Goethe auf Wunsch von Carl von Brühl eröffnet. Das zeigt auch die sehr enge Verbindung zwischen den beiden. In der Klassik-Stiftung Weimar finden sich weitere Originalunterlagen.
Beim heimatlichen Schloss in Seifersdorf gab Schinkel bei seinem Besuch 1817 noch diverse Hinweise zur Fertigstellung (1822).
Carl Graf von Brühl - der Theaterintendant und seine Familie
Carl Graf von Brühl hatte gemeinsam mit seiner Ehefrau Jenny, geborene von Portales, sechs Kinder. Drei Söhne und drei Mädchen. Carl und Jenny lebten während der Theatersaison in Berlin und in den Theaterferien waren sie in Seifersdorf. Er wurde 1815 als Intendant der königlichen Theater berufen und begleitete bis 1828 dieses Amt.
Bis zur Fertigstellung des Seifersdorfer Schlosses 1826 lebten auch sie mit ihren Kindern wie vorher Tina und Hans Moritz im Herrenhaus auf dem Rittergut, wenn sie sich in Seifersdorf aufhielten. Erst 1826 bezogen sie das fertiggestellte Schloss.
Der älteste Sohn Moritz wurde 1816 in Berlin geboren und starb 1828 an Scharlachfieber in Seifersdorf. Johann Wolfgang von Goethe bezog sich am 23. Oktober 1828 in einem Brief auf den Jungen:
"...Wenn ich Sie, mein theuerster Freund, den ich in so machen anmutigen und hoffnungsvollen Zuständen mit immer gleicher wechselseitiger Neigung gesehen, gefunden und wieder gefunden, nunmehr in dem lieben heitern Seifersdorf, dessen Name mir so viele willkommene Erinnerungen hervorruft, und dessen höchst glückliche Erneuerung Sie mir mitzutheilen so freundlich waren, wenn Sie nunmehr in einem tief traurigen, verlustfühlenden, selbst kranken Zustand daselbst gedenke, so ist mir ganz eigens zu Muthe. …"
Weitere Kinder waren Karl von Brühl, der 1818 geboren und später der Schlossherr von Seifersdorf wurde. Seine Frau war Ludmilla von Renard aus Groß Strehlitz/Oberschlesien. Mit ihr hatte er drei Kinder. Zwei Mädchen und einen Jungen. Dieser wurde später der letzte Seifersdorfer Graf.
1819 kam das erste Mädchen Marie Sophie auf die Welt. Sie starb sehr früh und wurde auf dem Seifersdorfer Friedhof beigesetzt. Der Grabstein ist noch heute vorhanden.
1821 wurde der dritte Sohn Albrecht in Berlin geboren. Seine Frau war Adelheid von Katte. Diese hatten zwei Kinder, wovon der Sohn den Namen des Großvaters Hans Moritz erhielt und als königlicher Forstmeister arbeitete. Albrechts Grab ist noch heute auf dem Friedhof Potsdam-Bornstedt zu finden.
Es folgten noch zwei Mädchen. Elisabeths Geburtsjahr war 1827. Sie wurde später Hofdame von Königin Elisabeth von Preußen und heiratete den preußischen General der Kavallerie Alfred Graf von Rauch. Deren Nachkommen waren ebenfalls in hohen militärischen Ämtern. Elisabeth fand ihre letzte Ruhestätte auf dem Invalidenfriedhof in Berlin.
Die jüngste Tochter hieß Anna. Sie wurde 1835 geboren und heiratete später Alexander von Pfuel, den Herren auf Jahnsfelde im heutigen Brandenburg.
Bei Albrecht von Brühl lebte seine Mutter Jenny viele Jahre nachdem der Theaterintendant Carl von Brühl 1837 in Berlin verstorben und in Seifersdorf neben seinen Eltern in der Gruft in der Kirche beigesetzt wurde. Jenny überlebte ihren Mann 47 Jahre und wurde 89 Jahre alt. 1884 wurde sie an der Ostseite der Seifersdorfer Kirche in unmittelbarer Nähe zu ihren Kindern, Moritz, Karl und Marie Sophie beigesetzt.
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